Nägelstedt hat wieder einen Dorfladen, dafür war ein Betreiberwechsel nötig. Supermarktkette testet neues Konzept

Artikel aus der Thüringer Allgemeinen vom Montag den dritten Juli 2023. 

von Alexander Volkmann

Nägelstedt

Bad Langensalzas Ortsteil Nägelstedt hat endlich seinen Dorfladen . Der Weg war anstrengend und einige Zeit lang war ungewiss, ob der 700-Einwohner-Ort überhaupt noch seinen 24-Stunden-Markt bekommen würde. Schon 2021 war er – als erster in Thüringen nach einem Pilotprojekt in Altengottern – gebaut worden aber nicht in Betrieb gegangen.

Der jetzige Markt in Nägelstedt ist eine Kooperation der Nahkauf Märkte Jacobitz in Bad Tabarz und der Rewe -Gruppe. „Ulfs Nahkauf Box“ wird ohne Personal betrieben. Bezahlen geht Bargeldlos mit EC- oder Kreditkarte.

Versorgung kleiner Gemeinden im Blick

Laut Betreiber umfasst das Sortiment mehr als 1500 Produkte. Auf einer Einkaufsfläche von 80 Quadratmeter werden frische Lebensmittel und Waren des täglichen Bedarfs angeboten, alkoholische Getränke nicht.

Für die Rewe-Gruppe ist es ein Test dafür, wie die Versorgung kleiner Gemeinden künftig sichergestellt werden kann. In Nägelstedt hat die vierte Box deutschlandweit eröffnet – nach denen in Oberfranken (2022), dem Ahrtal und Moritzburg in Sachsen (beide 2023).

Ein eigens gegründeter Gewerbeverein in Nägelstedt hatte dem ursprünglichen Projektpartner „Emmas Tag & Nacht Markt GmbH“ (ETNM) Ende 2022 gekündigt, weil er etliche Fristen verstreichen ließ. Zu Jahresbeginn meldete ETNM Insolvenz an. Da war die Gebäudehülle schon fertig und der Schriftzug angebracht. Ortsbürgermeister Torsten Wronowski sagte bei der Eröffnung am Sonntag: „Zum Glück haben wir die Reißleine rechtzeitig gezogen.“

Doch die Suche nach dem neuen Betreiber war nicht einfach. Mit Ulf Jacobitz, der bereits drei Nahkauf-Märkte in Sonneborn, Bad Tabarz und Neudietendorf betreibt, und der Rewe-Gruppe fand die Gemeinde nach vielen Gesprächen schließlich neue Partner. „Hier sind Kaufleute am Werk“, bestätigt Wronoski, „die wissen, was sie tun“.

Die Einkaufsbox soll regelmäßig mit Waren aus den bestehenden Märkten beliefert werden. Um den Laden wirklich zu eröffnen, war noch einmal eine Investition von mehr als 30.000 Euro nötig, schätzt der Bürgermeister die Summe, die der Verein als Eigenleistungen bei der Gestaltung des Umfelds aufbrachte. Zudem sei eine mindestens sechsstellige Summe vom neuen Betreiber in die Ladeneinrichtung gesteckt worden. Der hat hier – im Vergleich zu seinen anderen Boxen – die doppelte Verkaufsfläche.

Eine Förderung von 97.500 Euro für den Markt kam vom Land. Torsten Wronowski geht nicht davon aus, dass der Gewerbeverein als Bauherr wegen des Betreiberwechsels das Geld zurückzahlen muss.

Die drei Dorfläden von Emmas Tag & Nacht Markt GmbH im Unstrut-Hainich-Kreis – in Altengottern, Kammerforst und Grabe – haben weiter geöffnet. Sie werden teilweise in Eigenregie der Gemeinden bestückt und betrieben.

Auch in Großvargula ist der Bau eines 24-Stunden-Marktes geplant. In Kutzleben gibt es einen Dorfladen mit mehreren Automaten. Agrarbetriebe bieten zudem an ihren Milchtankstellen Produkte aus Automaten an.

Fotos im Internet unter: thueringer-allgemeine.de/muehlhausen