Denkmal-Inschriften werden erneuert

Denkmal-Inschriften werden erneuert

Für Pierre Amthor ist die Arbeit am Kriegsmahnmal eine Herzensangelegenheit

Jeder Pinselstrich am Kriegerdenkmal ist für Pierre Amthor sehr emotional, denn er war selbst im Krieg als Bundeswehrsoldat. Foto: Sabine Spitzer

Aus der Thüringer Allgemeinen vom Freitag, den 31. Mai 2024, von Sabine Spitzer

Nägelstedt Pierre Amthor restauriert derzeit die Inschriften des Kriegerdenkmals am Friedhof in Nägelstedt. Für den 33-Jährigen ist das eine Herzensangelegenheit. Denn das Denkmal ist eng mit der Geschichte seiner Familie verbunden. Unter den mehr als 100 Kriegsopfern ist auch der Name des Bruders seines Urgroßvaters auf dem Travertinstein eingraviert: Rudi Amthor.

Ein von ihm errichteter Pavillon schützt Pierre Amthor am Donnerstagmorgen vor dem Regen. Akribisch setzt er jeden Pinselstrich. Gerade hat er Rudi Amthors Namen fertiggestellt. Dieser ist im Zweiten Weltkrieg gefallen. Sein Pferd trat auf eine Mine, die daraufhin explodierte. Pierre Amthor machte sich auf die Suche nach seinen Spuren. Er reiste nach Weißrussland, in der Hoffnung, sein Grab zu finden. Vergeblich.

Denkmäler für Gefallene stehen als Mahnmal gegen den Krieg

„Ich habe nicht nur zu meinem Verwandten eine besondere Verbindung jetzt während der Arbeit, sondern zu jedem einzelnen Namen auf dem Denkmal“, sagt Pierre Amthor. Denn der junge Nägelstedter war von 2010 bis Ende 2021 bei der Bundeswehr, wo er als Fluggerät-Mechaniker arbeitete. Er musste nach Mali, um die Friedensmission der Vereinten Nationen zu unterstützen, weil dort Krieg zwischen der Regierung und der Unabhängigkeitsbewegung der Tuareg herrschte. Er erlebte, wie zwei Bundeswehrkollegen aus seiner Einheit starben.

„Krieg ist immer etwas Schreckliches“, weiß der 33-Jährige. Deshalb hält er es für wichtig, dass Kriegerdenkmäle als Mahnmale erhalten bleiben. Pierre Amthor ist froh, dass sich in Nägelstedt die Mitglieder der Jagdgenossenschaft mit Unterstützung des Dorfkulturvereins kürzlich des Denkmals angenommen und es gereinigt haben. Deshalb erklärte er sich bereit, die Inschriften zu erneuern. Er wird noch einige Tage damit zu tun haben.

Erinnerungen an die schlimmen Jahre des Zweiten Weltkriegs hat der 87-jährige Edelfried Amthor, der Großvater von Pierre. „Jeden Morgen haben sich die Leute im Dorf Sorgen gemacht“, erzählt er, als er seinem Enkel am Denkmal über die Schulter schaut. Jeden Tag um 11 Uhr ging der damalige Bürgermeister durch Nägelstedt und verkündete die Namen der Gefallenen und Vermissten, berichtet er.

Die Jagdgenossen hatten auch in den 1990er-Jahren bereits die Gemeinde bei der Erneuerung des Denkmals unterstützt. Alle spendeten dafür ihre Pachtgelder. Auf dem Kriegerdenkmal stehen allerdings nicht alle Namen der Gefallenen und Vermissten der beiden Weltkriege aus dem Ort, daher hatte man später zwei Kreuze ergänzt.

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